Brandabschottungen mit elastomeren Dämmstoffen

Gebäudetechnische Installationen wie Leitungs- und Lüftungsanlagen stellen im Gebäude aus brandschutztechnischer Sicht eine mögliche Schwachstelle dar. Sie durchdringen raumabschließende Bauteile und haben einen erheblichen Einfluss auf die Sicherheit in Gebäuden. Aufgrund ihrer einfachen Installation in einem breiten Anwendungsbereich erhöhen elastomere Dämmstoffe mit intumeszierenden Eigenschaften die Ausführungssicherheit von Abschottungen erheblich.

 

Kriterien zur Beschreibung des Feuerwiderstandes

Während Baustoffklassen das Verhalten von Baustoffen hinsichtlich ihrer Brennbarkeit (und ggf. zusätzlicher Eigenschaften, wie z.B. der Rauchentwicklung und des brennenden Abtropfens) beschreiben, wird die Brandweiterleitung in benachbarte Räume oder in andere Geschosse im Wesentlichen vom Brandverhalten der Bauteile bestimmt. Als Bauteile gelten alle Teile eines Bauwerks, an deren Feuerwiderstand Anforderungen gestellt werden. 

Bauteile werden nach ihrem Brandverhalten, insbesondere der Dauer ihres Feuerwiderstands beurteilt. Sie werden folgenden Klassifikationen zugeordnet und nach ihrem Feuerwiderstand gekennzeichnet:
F    Tragende Bauteile
F    Tragende raumabschließende Bauteile
F    Nichttragende raumabschließende Bauteile
R    Rauch- und flammendichte Abschlüsse
K    Brandschutzklappen
S    Abschottungen

Wenn für ein Bauteil eine Klassierung nach VKF vorliegt, ist eine Zuordnung zu einer Klassierung nach EN in einer Zuordnungstabelle im Schweizerischen Brandschutzregister der VKF möglich.

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Zuordnung bisheriger Klassifizierungen nach VKF

Anforderungen an den Feuerwiderstand

Die brandschutztechnische Einstufung eines Baustoffes lässt also noch keinen Schluss auf das Brandverhalten eines Materials zu, wenn es durch ein Bauteil geführt wird. Aus diesem Grund werden Bauteile in Feuerwiderstandsklassen eingestuft. Die Prüfung für Rohrabschottungen erfolgt nach der europäischen Norm DIN EN 1366-3 und einer Klassifizierung nach EN 13501-2 bzw. nach VKF 13-15. Wenn für ein Bauteil eine Klassifizierung nach VKF vorliegt, ist eine Zuordnung zu einer Klassifizierung nach EN in einer Zuordnungstabelle im Schweizerischen Brandschutzregister der VKF möglich. Unter der Gruppe 223 findet man „Abschottungen / Durchführungen“.&nb

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Auszug aus der VKF-Zuordnungstabelle

Die Anforderungen an den Feuerwiderstand richten sich nach Lage, Gebäudegeometrie, Nutzung und Ausdehnung von Bauten und Anlagen oder Brandabschnitten. So sind die Anforderungen an Gebäude geringer Höhe beispielsweise niedriger als an Hochhäuser.

 

Rohrabschottungen

Gemäß der VKF-Brandschutzrichtlinie 14-15, Ziffer 5.1.1 sind Dämmschichten von Installationen im Bereich der Durchführung durch brandabschnittsbildende Bauteile mit Baustoffen der RF1 (kein Brandbeitrag, RF = franz. réaction au feu) zu unterbrechen. Dies gilt allerdings nicht für Abschottungssysteme gemäß Brandschutznorm Artikel 14, Ziff. 3a. Hier gelten die Angaben auf der Leistungserklärung oder der VKF-Technischen Auskunft.

 

Geeignete Dämmstoffe für Rohrabschottungen

Zur Erfüllung der jeweiligen Anforderungen wird für die fachgerechte planerische und handwerkliche Umsetzung eine Vielzahl unterschiedlichster Produkte angeboten. Neben den brandschutztechnischen Anforderungen müssen für eine den technischen Regeln entsprechende Leitungsinstallation jedoch auch die Bereiche des Schall- und des Wärme- bzw. Kälteschutzes beachtet werden.

 

Bei Kältedämmungen, bei denen die Verwendungsmöglichkeiten nichtbrennbarer Dämmstoffe aufgrund von besonderen Anforderungen (Geschlossenzelligkeit, Wasserdampf-Diffusionswiderstand, Verarbeitbarkeit) äußerst begrenzt sind, ist es oft gar nicht möglich, auf die Verwendung brennbarer Dämmstoffe zu verzichten. Aufgrund ihrer molekularen Struktur empfehlen sich hier insbesondere elastomere Dämmstoffe. Sie schmelzen nicht und tropfen somit im Falle eines Brandes nicht brennend ab. Elastomere Dämmstoffe sind selbstverlöschend. Sie zeichnen sich zudem durch eine hohe Elastizität in einem breiten Temperaturbereich aus und verschließen bei Erwärmung daher mögliche Öffnungen in Bauteilen im Falle eines Brandes. Die Einsatzmöglichkeiten von Standard Elastomerprodukten zur Rohrabschottung sind jedoch limitiert. Insbesondere bei der Verwendung auf Kupferrohrleitungen führt die gute Wärmeleitfähigkeit von Kupfer schnell zu einer unzulässigen Temperaturerhöhung auf der brandabgewandten Seite, so dass nur relativ kleine Rohrdurchmesser sicher brandschutztechnisch abgeschottet werden können. Auch die Durchführung von Rohrleitungen durch Leichtbauwände und Kunststoffleitungen ist allein mit elastomeren Dämmstoffen nur bedingt möglich. Um ein breites Spektrum an Rohrleitungsabschottungen abzudecken, ist in der Regel eine zusätzliche Unterstützung durch intumeszierende Materialien erforderlich. Hier werden oft Brandschutzbandagen eingesetzt, die im Bereich der Durchführung zusätzlich um die elastomere Dämmung gewickelt werden. Bedeutend einfacher geht es allerdings mit ArmaFlex Protect, einem Elastomerprodukt, bei dem die intumeszierende Wirkung direkt in den Dämmstoff integriert ist. Durch die Kombination der bewährten Eigenschaften des flexiblen Elastomerschaums mit intumeszierenden Bestandteilen ist eine Brandübertragung ausgeschlossen. Die Brandschutzbarriere erreicht nach EN 13501-2 einen Feuerwiderstand von 90 Minuten. Die VKF-Brandschutz-Zulassungen mit ArmaFlex Protect sind unter www.praever.ch registriert.

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Die VKF Brandschutz-Zulassungen

Dämmstoff mit aufschäumender Wirkung

Da der Ausführungssicherheit von Rohrabschottungen eine zentrale Bedeutung zukommt, bietet ein Baustoffe mit integrierter aufschäumender Wirkung aufgrund seiner einfachen Anwendung und Handhabung eine hohe Zuverlässigkeit in der Baupraxis. Sogar in F 90-Wänden in Leichtbauweise (Gipskartonständerwände) sind damit feuerwiderstandsfähige Rohrdurchführungen praxisgerecht realisierbar.

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Für die Praxis heißt das: Egal, ob Heizungs-, Trinkwasser-, Kälte-, Kühlwasser- oder Prozessleitungen zur Druckluft oder Stickstoffversorgung – sie können alle mit einem Produkt abgeschottet werden.

Wand- und Deckendurchführungen mit ArmaFlex Protect (eingemörtet)

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Sicherheit bei der Verarbeitung

Ein Abschottungssystem sollte vielseitig sein, insbesondere dann, wenn es im Gebäudebestand zum Einsatz kommt. Ein wesentlicher Vorteil von ArmaFlex Protect im Vergleich zu Brandschutzbandagen oder –manschetten besteht darin, dass sich die Verarbeitung kaum von der Anwendung herkömmlicher elastomerer Dämmstoffe unterscheidet. Zudem kann die Brandschutzbarriere auf Rohraußendurchmessern von bis zu 88,9 mm zueinander im „Null“-Abstand installiert werden. Diese Abstandsregelungen sind insbesondere – aber nicht nur – bei nachträglichen Abschottungen von Vorteil, da die Platzverhältnisse hier oft sehr eng sind. Auch wenn viele der angebotenen Systeme mit einem „Null“-Abstand „ausgestattet“ sind, sollte dies nicht als Einladung verstanden werden, Leitungsanlagen gleich ohne Abstände zu planen. Vielmehr soll es dem Fachhandwerker in Ausnahmefällen ermöglichen, eine Rohrabschottung aus brandschutztechnischer Sicht auch ohne Abstandsrestrisiko herstellen zu können.

Durchführungen mit ArmaFlex Protect im „Null“-Abstand

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Übereinstimmungserklärung

Der Verarbeiter, der die Abschottung (Zulassungsgegenstand) ausführt oder Änderungen vornimmt, hat die erforderlichen Unterlagen seines Gewerkes für die Übereinstimmungserklärung der Eigentümer- und Nutzerschaft und die Revisionsunterlagen Brandschutz dem Fachplaner, dem Fachplaner technischer Brandschutz oder dem QS Verantwortlichen Brandschutz vollständig und in geeigneter Form zur Verfügung zu stellen.

Der QS Verantwortliche Brandschutz bescheinigt vor Bezug der Bauten oder Anlage der Eigentümerschaft sowie der Brandschutzbehörde die vollständige und mängelfreie Umsetzung aller geplanten und erforderlichen Brandschutzmaßnahmen mit einer Übereinstimmungserklärung.

 

Zusammenfassung

Brände von Gebäuden werden nie ganz auszuschließen sein. Es kann jedoch einiges getan werden, um die Gefahr im Vorfeld zu reduzieren und die Folgen von Bränden – sowohl für Menschenleben als auch Sachschäden – so gering wie möglich zu halten. Die konsequente Einhaltung der bestehenden Vorschriften zum vorbeugenden baulichen Brandschutz ist hierfür unabdingbar. Der vorbeugende gebäudetechnische Brandschutz ist eine zentrale Anforderung an die brandschutztechnische Fachplanung und die korrekte Umsetzung an die entsprechenden Ausführungsfirmen. TGA-Fachplaner und ausführender Fachbetrieb tragen gemeinsam die Verantwortung für den Einsatz und die Ausführung der Brandschutzlösungen. Einfach anwendbare Lösungen für Rohrabschottungen mit Produkten auf elastomerer Basis können bei der Umsetzung äußerst hilfreich sein und minimieren das Risiko der Abnahmeverweigerung.

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Durch korrekt geplante und sauber ausgeführte Rohrabschottungssysteme wird im Falle eines Brandes die Weiterleitung in benachbarte Räume verhindert (Foto: Armacell)